Persönlichkeitsbildung in der Schule
Dieser Beitrag erschien in Auszügen im WorldSkills Germany Magazin – Ausgabe 20 (August 2021). Lernen Sie unser Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen kennen >>
Autor: Frank Henssler
Frank Henssler ist Senior Referent Bildung bei der Karl Schlecht Stiftung. Er verantwortet das Management von Förderprojekten für Lehrkräfte und Schüler/innen zur ethischen Wertebildung, Entrepreneurship Education, Kulturellen Bildung und der Leadership Education.
Die Welt verändert sich. Das stellt Schulen vor die Herausforderung, die werteorientierte Persönlichkeitsbildung junger Menschen stärker in den Fokus zu rücken. Die Karl Schlecht Stiftung sieht hierin die wesentliche Voraussetzung für „Good Leadership“ in Wirtschaft und Gesellschaft. Mit innovativen Lehr-Lernformaten unterstützt sie allgemeinbildende und berufliche Schulen dabei, die Persönlichkeit von Schüler/innen zu entfalten.
Obwohl Persönlichkeitsbildung ein lebenslanger Prozess ist, werden die entscheidenden Grundlagen dafür in der Kindheit und frühen Jugend gelegt. Schule als Bildungsort, der alle Kinder und Jugendlichen erreicht, kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Gleichzeitig stellt sich in einer sich dynamisch verändernden, von Unsicherheiten geprägten, komplexen, digitalisierten Welt zunehmend die Frage, wie junge Menschen sich heute auf die (Arbeits-) Welt von morgen vorbereiten können. Immer deutlicher wird, dass die Vermittlung von Wissen, Zahlen und Fakten nicht mehr alleine im Vordergrund der schulischen Bildung stehen kann – denn mittlerweile weiß Google alles. Es geht vielmehr darum, zu lernen, was man mit diesem Wissen tun kann (vgl. SCHLEICHER, A., 2014) und den Blick stärker auf überfachliche, personale Kompetenzen zu richten. In diesem Zusammenhang rücken die sogenannten „4 C’s “ in Deutschland immer mehr in den Fokus bildungspolitischer Debatten. Gemeint sind die vier Zukunftskompetenzen „Creativity“ „Critical Thinking“, „Communication“ und „Collaboration“. Das SINUS Institut hat im Auf-trag der Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) diese vier C’s um zwei weitere, „Charisma“ und „Coolness“, zu den „6 C’s“ ergänzt. Damit Schule solche zukunftsrelevanten Kompetenzen nachhaltig fördern kann, braucht sie eine neue „Grammatik auf allen Ebenen“ (SLIWKA, A., KLOPSCH, B., 2020). Sie steht damit vor der Aufgabe, eine neue zeitgemäße Lehr- und Lernkultur zu etablieren, die von „professioneller Kommunikation“ mit Schüler/innen und Eltern, der Kollaboration zwischen den Lehrkräften sowie der Einbindung außerschulischer und virtueller Lernorte geprägt ist (ebenda). In einer solchermaßen „transformierten“ Schule haben selbstorganisiertes Lernen, Projektunterricht sowie spiel-basiertes und forschendes Lernen ihren festen Platz im Unterrichtsalltag. Anhand der folgenden Beispiele aus der Förderpraxis der Karl Schlecht Stiftung wird illustriert, wie Schulen diese Transformation erfolgreich gelingen kann:
Lernen durch Engagement
Kulturschule Baden-Württemberg
Obwohl die Bedeutung von Kunst und Kultur für das Lernen und Leben in Schule schon lange erkannt ist, sind diese im schulischen Alltag von Kindern und Jugendlichen noch immer zu wenig verankert. Dabei steckt Kreativität, die entsprechend geweckt werden will, in jedem Menschen. Im Sinne der „6 C’s“ ist sie eine der Schlüsselkompetenzen, die Schüler/innen für das 21. Jahrhundert brauchen, um innovative Lösungen für immer komplexere Probleme zu finden. Etwas, das Algorithmen nicht leisten können. Die Karl Schlecht Stiftung engagiert sich deshalb dafür, dass Schulen kulturelle Bildung in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen und sich zu einer „Kulturschule“ entwickeln können. Kulturschulen möchten ein kreativeres Lernen in allen Schulfächern und damit eine lernförderliche Schulkultur erreichen. Damit sind Kulturschulen prädestiniert, die Persönlichkeit ihrer Schüler/innen zu fördern und gleichzeitig mehr „Schulglück“, „Lernfreude“ und „Well-Being“ (Wohlempfinden) – auch bei Lehrkräften – zu ermöglichen (BUROW, A.-O., 2011, KLOPSCH, B., 2020). „Da vergisst man, dass man in der Schule ist“, bringt eine Schülerin einer Kulturschule es treffend auf den Punkt.
Philosophieren in der Schule
Fazit
Die Stärkung der Persönlichkeit junger Menschen muss angesichts der radikalen Veränderungen unserer digitalisierten Welt verstärkt in den Mittelpunkt der schulischen Bildung des 21. Jahrhunderts rücken. Damit Schule zu einem Ort der Persönlichkeits- und Potenzialentfaltung werden kann, braucht sie jedoch einen grundsätzlichen Wandel ihrer Lehr-Lernkultur. Damit verbunden ist dann auch die Chance auf ein positives Schul- und Klassenklima, das Glück, Lernfreude, Resilienz und Well-Being ermöglicht. Viele Schulen und Lehrkräfte haben sich schon auf den Weg gemacht. Soll dieser Wandel in der Breite gelingen, braucht es aber von allen Beteiligten, den Bildungspolitiker/innen, Schulleiter/innen, Lehrkräften, Schüler/innen und Eltern, Offenheit und Mut für Veränderung .
Mehr Informationen zur Karl Schlecht Stiftung finden Sie auf www.karlschlechtstiftung.de
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