Experte André Schnabel, Weltmeister Nathanael Liebergeld und Matthias Ziegler, Geschäftsführer der Drechsler Haustechnik GmbH, Ehrenfriedersdorf/Sachsen
Was bedeutet es für den Chef, einen Weltmeister in seinem Team zu haben? – Wir haben Matthias Ziegler, Geschäftsführer der Drechsler Haustechnik GmbH, Ehrenfriedersdorf/Sachsen direkt einmal gefragt. Denn: sein Mitarbeiter Nathanael Liebergeld holte bei den WorldSkills Sao Paulo 2015 Gold im Skill Sanitär- und Heizungsinstallateur.

Herr Ziegler, wie haben Sie Ihren Mitarbeiter erlebt in der ganzen Zeit – von der Vorbereitung auf die nationalen Ausscheide über das Training bis zur WM-Teilnahme?
Nathanael ist in dieser für ihn überaus erlebnisreichen Phase seines jungen Lebens menschlich gereift, erwachsener geworden, auch kommunikativer. Er war von Anbeginn siegeswillig, von Perfektion getrieben.
Na, und er hat sich mit seinen 21 Lenzen durchaus als ein potenzieller Kandidat für spätere Führungsaufgaben empfohlen.

Ab wann haben Sie ihn als Unternehmer unterstützt – und: warum?
Ab dem ersten Tag, also mit der Anmeldung zum Wettbewerb. Die Motive für meine Unterstützung klingen abgedroschen, sind aber wahr. Unser Firmenname ist bekannter geworden in der Region und in der Branche. Selbst entfernte Bekannte und Dritte sprechen wiederum Menschen aus unserem Umfeld an, neue Lehrlinge bewerben sich bei uns auf Grund des Erfolges. Die Teilnahme eines Mitarbeiters an den WorldSkills hat eine Initialzündung ausgelöst. Die eigene Ausbildung mit speziellen Schwerpunkten wird nun von allen Kollegen getragen. Es ist ein Anreiz da, an Euro- oder WorldSkills teilnehmen zu dürfen. Und: Alle Mitarbeiter sind stolz auf den Titel und kommunizieren das nach außen.

Wie sah Ihre Unterstützung konkret aus?
Nathanael wurde für die Vorbereitung komplett freigestellt – heißt konkret ca. 50.000 Euro Umsatzausfall. Wir haben eine eigene Lehrlingswerkstatt als Trainingsort eingerichtet, Fahrtkosten zu Trainings übernommen, Hilfestellung in der Organisation und bei der Strukturierung von Terminen gegeben. Natürlich waren wir auch bei den Wettkämpfen und beim Höhepunkt in Sao Paulo dabei.

Beschreiben Sie mal die Effekte der WM-Teilnahme und des Titelgewinns für Ihr Unternehmen nach den WorldSkills?
Nun es gab diverse Ehrungen und Einladungen aus den Reihen der Politik, der Kommune, vom Verband. Der Bekanntheitsgrad ist gestiegen. Und Auftraggeber fragen konkret nach dem „Weltmeister” für Aufträge an. Wir haben mehr Azubis, mehr Verständnis für die Ausbildungsthemen im Haus. Ich sag es offen: Junge Frauen und Männer wie Nathanael sind die Basis für eine langfristige, klassische Unternehmensentwicklung mit Substanz. Mitarbeiterförderung und Weiterbildung sind wichtige Elemente dabei. Aber der wichtigste Schritt ist die Mitarbeitergewinnung, also Lehrlinge zu haben. Lieber habe ich zwei Prozent weniger Jahresertrag und dafür 15 Lehrlinge, von denen zehn bleiben und vier davon Leistungsträger werden, um in 5 bis 10 Jahren das Unternehmen weiterzubringen. So beuge ich vor, das mein Unternehmen wegen Überalterung die Stundenleistung nicht mehr erbringen kann oder schlichtweg schließen muß.

Würden Sie es wieder tun, eine junge Fachkraft auf ihrem Weg beruflicher Leistungswettbewerbe
zu unterstützen?

Ganz klar ja! Denn es fördert die Leistungsbereitschaft und erzeugt Wettbewerb im Unternehmen. Die jungen Mitarbeiter identifizieren sich mit Ihrem Beruf und sorgen für ein verbessertes Berufsbild in der Gesellschaft. Hilfreich bei dem Engagement für die WorldSkills-Idee wäre noch mehr Kommunikation und Medienpräsenz. Warum nicht auch in den Unternehmen WorldSkills als „Ausbildungsinhalt“ integrieren oder die WorldSkills zum „Gütesiegel“ und als „Marke“ z.B. für handwerkliche Fertigkeiten, Qualität und vor allem Leistungsfähigkeit entwickeln? Denkbar ist auch, eine Art Ligasystem einzuführen – regional, landesweit, „Finals“ – gestützt und ausgeführt von den jeweiligen Landesinnungen mit entsprechender Außenwirkung von Beginn an. Naja, und vielleicht sollte WorldSkills bestimmten Unternehmen Sonderkonditionen, Vergütungen oder Zuschüsse ermöglichen, um Aufwendungen – siehe oben – abfedern zu können.

Dieses Interview und weitere Beiträge finden Sie in unserem WorldSkills Germany-Magazin >>

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